Niyozali Kholmatov Ausstellung
Göttingen 2011


 

 

Zur Tradition
der orientalischen Miniaturmalerei

Die Kunst der orientalischen Miniaturmalerei hat eine lange Tradition; sie hatte ihren Höhepunkt während der Herrschaft der Mongolen und Timuriden im 13. - 16. Jahrhundert. Während der mongolischen Herrschaft breitete sich die chinesische Malerei in Persien aus. Die Papierherstellung war von China kommend bereits in der Mitte des 8. Jahrhunderts bekannt. Die Themen-bereiche der orientalischen Kunst und damit auch der Miniaturmalerei beziehen sich meist auf die Mythologie und Dichtung. Die Miniaturen wurden als künstlerische Ergänzung der Poesie geschaffen. Die wichtigste Funktion der Miniatur war die Illustration. Seit den letzten zehn Jahrhunderten wurden viele große Werke persischer Literatur (Schahname, Chamsa, Bustan, Golestan, Baburname u.a.) geschaffen, die Miniatur-Künstler bis heute inspirieren.

Entsprechend viele Miniaturschulen wurden gegründet. Jede von ihnen hatte ihren eigenen Stil, wodurch eine große Mannigfaltigkeit an Bildnissen entstehen konnte. Im 12.- 14. Jahrhundert waren Shiraz und Täbris die einflussreichsten Schulen mit den Meistern.  

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde nach den Feldzügen Timurs Samarkand die Hauptstadt des Eroberers, wohin dann auch viele Künstler aus Herat folgten. Berühmt sind die Meister aus Buchara und Samarkand Muchammad-Murad Samarkandi und Machmud Musachchib sowie der geniale Meister der Herat-Schule Kamoliddin Bechsod.

Die Miniaturkünstler dieser Periode versuchten, eine vollständige Illusion einzelner Szenen oder Landschaften auf begrenzten Raum zu malen. Architektur und Landschaften wurden von nun an in die Bildkompositionen eingearbeitet. Die Figuren der Bildnisse waren nicht mehr statisch, sondern wurden in einer natürlicheren Art abgebildet.

Die Themenvielfalt der Miniaturen ging im Laufe der Zeit zurück. Im 17. Jahrhundert gab es hauptsächlich Genreszenen und Porträts. Im 18. Jahrhundert wurden vor allem Blumen und Tiere dargestellt. Dafür entwickelte sich in dieser Zeit das Kunsthandwerk intensiv und es entstanden lokale Kunstschulen. Alle Arten von Ornamenten, mit denen verziert wurde, basierten auf uralter orientalischer Symbolik. Im 19. und 20. Jahrhundert geriet die Miniaturmalerei als hochstehende Kunst zunehmend in Vergessenheit.

Seit den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts kommt es zu einer Neubelebung der Miniaturmalerei in Usbekistan. Es wird nach den vergessenen Traditionen geforscht und neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht. Einer der bedeutendsten Miniaturmaler ist Niyozali Kholmatov, der wesentliches zur Entwicklung beigetragen hat, indem er seine Kenntnisse an eine Vielzahl von Schülern weitergegeben hat.  

                                    Dr. Hans-Dieter Handrack


 

Jacob dankt Gott

 

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